Berliner Modell

Drei Schritte zum gewöhnen...

Die dreitägige Grundphase

Die Bezugsperson (z.B Mutter/Vater/Großeltern) sollte sich mit dem Kind für

ein bis zwei Stunden in meinen Räumlichkeiten aufhalten. Dabei verhält sie sich

passiv aber aufmerksam gegenüber den Signalen des Kindes. Sie ist für das Kind

der „sichere Hafen“, d.h. sie folgt dem Kind nicht, ist aber immer gut

erreichbar und aufmerksam (Zeitung lesen und das Spielen mit anderen Kindern

ist hier sehr kontraproduktiv). Ich versuche vorsichtig, über Spielangebote, Kontakt zum Kind aufzubauen. Es finden keine Trennungsversuche statt. Die Pflegeroutine

vollzieht die die Mutter/der Vater.

Der erste Trennungsversuch

Am vierten Tag entfernt sich die Bezugsperson nach einiger Zeit aus dem Raum,

nachdem sie sich vom Kind verabschiedet hat. Lässt sich das Kind schnell von mir

beruhigen oder ist es eher gleichmütig, sollte die erste Trennungsperiode 30min

betragen. Wirkt das Kind hingegen verstört oder beginnt zu weinen, ohne sich

schnell trösten zu lassen, so sollte die Trennung nicht länger als zwei bis drei

Minuten betragen. Das kindliche Verhalten in dieser Situation hat erfahrungs-

gemäß einen gewissen Voraussagewert für den weiteren Verlauf der

Eingewöhnung.

 

Die Stabilisierungsphase

Die Stabilisierungsphase beginnt mit dem fünften Tag (mit dem sechsten, wenn der

fünfte ein Montag ist). Ich übernehme zunehmend die Versorgung des Kindes

(Füttern, Wickeln etc.). Ich biete mich gezielt als Spielpartner an und reagiere auf die

Signale des Kindes. Die Trennungszeiten werden, unter Beachtung der Bedürfnisse

des Kindes, täglich verlängert. Akzeptiert das Kind die Trennung noch nicht,

sollte bis zur zweiten Woche mit einer neuen Trennung gewartet werden. Es wird

jedoch nie an einem Montag mit einem neuen Schritt begonnen.Die Eingewöhnung

wird um eine weitere Woche verlängert, wenn das Kind während der Trennungs

phasen am zehnten Tag noch deutliche Verunsicherungen zeigt. Dabei richtet sich

der weitere Verlauf der Eingewöhnung nach dem Verhalten des Kindes. Die dritte

Woche läuft in der Struktur genauso ab wie die zweite. Ein Zeichen dafür,

dass die Eingewöhnung abgeschlossen ist, ist dass sich das Kind in der Trennungs-

situation von mir trösten lässt und in der Zeit ohne die Bezugsperson neugierig und

aktiv an der Umgebung, den Materialien und Personen interessiert ist.

 

Die Schlussphase

In der Schlussphase der Eingewöhnung ist die Bezugsperson nicht mehr im Haus

anwesend, jedoch jederzeit für Notfälle erreichbar. Ich werde nun als „sichere

Basis“ für das Kind akzeptiert, d.h. es lässt sich auch nachhaltig von mit trösten

und kommt grundsätzlich, bereitwillig zur Betreuung hier her. Dies lässt

sich gut daran erkennen, dass es Spaß und Freude in unserem gemeinsamen Alltag

hier hat und sich aktiv an Gruppenprozessen beteiligt.